Ellen Radtke

Von katholischer Ministrantin zur evangelischen Pfarrerin. Ellen Radtke übernimmt die Gemeinde Golzow/Planebruch. Mit ihrem Charme dürfte sie die Kirchengemeinde Golzow-Planebruch schnell verzaubern und für sich einnehmen. Ellen Radtke übernimmt am 1.Januar die Leitung der Gemeinde und steht gleich in der Pflicht. Sie wird den Kirchengliedern am selben Tag beim Festgottesdienst in Damelang vorgestellt. Damit startet das Zauchedorf ins Jubiläumsjahr, Damelang wird 800 Jahre alt. Ellen Radtke ist schon auf ihren neuen Wirkungskreis gespannt. "Als Städterin ist es für mich die ländliche Idylle pur, die Menschen denen ich hier begegnet bin waren alle nett, wir wurden überall mit einem Lächeln begrüßt, ich habe ein Willkommensgefühl", berichtet die noch 29-jährige. Nur sechs Tage nach ihrem ersten Auftritt aus Anlass des Dorfgeburtstags wird sie selbst ihren runden Geburtstag begehen können. Es ist ihre erste Pfarrstelle und dass sie evangelische Pfarrerin werden würde, war ihr nicht in die Wiege gelegt, geboren wurde sie in Rheine, im Münsterland, eine erzkatholische Gegend. Ellen war mit Leib und Seele dabei, besuchte Kindergottesdienste, war Messdienerin. Mit 15 Jahren wurde ihr der Glaube zu eng und zu klein, sie lernte eine evangelische Religionslehrerin kennen. "Wir stritten uns, diskutierten, sprachen miteinander, daraus hat sich eine Freundschaft entwickelt", erzählt sie über ihre Erfahrungen. Drei Jahre später, als sie volljährig wurde, konvertierte sie zum evangelischen Glauben und entschloss sich Theologie zu studieren. "Die Entscheidung Pfarrerin zu werden fasste ich erst im zwölften Semester", so Radtke. Schon im Vikariat in den Berliner Stadtteilen Reinickendorf und Lichtenrade war ihr klar, dass sei eine eigene Gemeinde übernehmen will. "Obwohl mir auch übergeordnete Dienste angeboten wurden, wollte ich lieber aufs Land", so Radtke. Von Golzow, geschweige denn Cammer oder Damelang hatte sie bis dahin nicht gehört, schaute auf der Landkarte wo es liegt, als sie die Golzower Barockkirche auf einem Foto sah, stand die Entscheidung fest. Ihre Frau Stefanie wird mit in das Golzower Pfarrhaus einziehen. Sie macht noch zwei Monate ein Vikariat an einer Zehlendorfer Grundschule und wird ihre Ausbildung ab März in Bad Belzig fortsetzen. "Es war uns wichtig zusammen zu bleiben", betonen beide. Jetzt heißt es für Ellen Radtke ankommen und angucken und angucken lassen. Wie schon jetzt in Berlin liegt ihr die Konfirmanden- und Jugendarbeit besonders am Herzen. Aber auch Trauerbegleitung gehört zu ihren Stärken. " "Da wo andere schweigen müssen wir reden", ist sie überzeugt und man kann sich gut vorstellen, dass sie es mit ihrer offenen Art diese Aufgabe meistern kann. Zu Beginn ihrer Tätigkeit dürfte sie etwas weniger Zeit für ihre Hobbys haben. "Ich tanze für mein Leben gern", sagt sie. Egal ob Disco, Standard oder Latein, Hauptsache Tanzen. "Ich wollte als junge Frau Profitänzerin werden, aber ich hatte Knieprobleme", erzählt Ellen Radtke, die außerdem gern "shoppen" geht. "Hier könnte es schwieriger werden", hat die elegante junge Frau schon gemerkt. Immerhin wird für die Leseratte an langen Winterabenden keine Langeweile aufkommen. "Ich musste im Studium vor allem Männerliteratur lesen, jetzt lese ich nur noch von Frauen geschriebene Bücher", lächelt die Pfarrerin . Dabei konsumiert sie alles, von Krimi über Thriller und Fantasy bis zu den für den Ingeborg-Bachmann-Preis nominierten Bücher. Am 18.Januar 2015 wird sie offiziell ins Amt eingeführt, in zwei Jahren werden dann die Gemeinde und sie selbst entscheiden, ob daraus ein längeres Engagement werden wird.