Freienthal

Kirche Damals
Bethaus heute

Wie Freienthal ein Bethaus erhielt

1754 hatte König Friedrich II. auf dem Gebiet des untergegangenen Dorfes Lüttgen-Damelang die Kolonie Freienthal anlegen lassen. Das neue Dorf sollte sächsischen Spinnern und Webern Heimat werden. Der Bauplan sah 50 Häuser vor, jedoch keine Kirche. Der Gottesdienst fand stattdessen im Hause des Dorfschulzen statt, der zugleich Gastwirt war. Dieser Zustand veranlasste 1764 Oberamtmann Steinert aus Lehnin, ein Schreiben an den König aufzusetzen. Er teilte darin mit, dass er den Bau eines Bethauses und einer Schulanstalt für dringend notwendig erachtet und beschrieb die Situation in Freienthal. "Gegenwärtig nun wird der Gottesdienst im Krug in der ordinären Bierstube gehalten, worinnen vorher oder hinterher getrunken, geraucht und auch wohl getanzt wurde. Wenn

das Heilige Abendmahl gereicht wird, so haben die Communikanten nicht Platz in der Stube und auf dem Flur, sondern müssen auf der Straße stehen." 20 Jahre danach, im Jahr 1784, schenkte Friedrich II. seinen Freienthaler Untertanen dann endlich ein kleines Bethaus. Schlicht, ohne jeglichen Schnickschnack und ohne Turm - aber unter einem Dach mit der Dorfschule, die Freienthal bei der Gelegenheit auch bekam. Bald nach der Fertigstellung des Bethauses offenbarte sich jedoch ein Defizit. Die in einem Gerüst hängende Glocke war zwar in der näheren Umgebung zu hören, jedoch nicht im ganzen Dorf. Daraufhin entschlossen sich die Freienthaler Kolonisten zu Beginn der 1790er Jahre ein Bittgesuch zu verfassen. Das Papier, mit dem darum gebeten wurde auf der Kirche einen kleinen Turm aufbauen zu dürfen, wurde im Justizamt Lehnin verfasst. Die Freienthaler Kolonisten erklärten sich darin bereit, die Kosten für den Turmbau zu übernehmen und aus ihrer Spinnerkasse zu finanzieren. Vier Kolonisten, die von Beruf Zimmerleute waren, sollten die Bauarbeiten ausführen. Der König war einverstanden, so dass die Gemeinde ihr Bethaus 1792 mit einem Turm versah. Um 1900 erfolgte eine teilweise Erneuerung des Mauerwerks. 1911 erhielt das Bethaus dann einen neuen Anstrich im Inneren. Weitere Instandsetzungsarbeiten erfolgten in der Mitte der 1960er Jahre, als unter anderem das Dach neu eingedeckt sowie ein Gemeinde- und Unterrichtsraum und ein separater Aufgang zum Boden geschaffen wurden. Neuerliche Sanierungsarbeiten wurden infolge von Wasserschäden am Dach und im Mauerwerk 2018/19 nötig. In diesem Zusammenhang erhielt das Dach auf der Rückseite des Gebäudes eine neue Dachlattung, wurden porös gewordene Dachziegel durch neue ausgetauscht, die Dachrinne repariert und der Farbanstrich im Innenraum erneuert.

 

Einiges zum Kircheninventar

1861 umfasste das Kircheninventar lt. einer Auflistung des Freienthaler Lehrers eine Postille (Bibel, sein Eigentum), eine Agenda mit Goldschrift, ein Kruzifix, zwei Leuchter aus Messing, eine Altarbibel, ein Gesangbuch, einen Kelch, einen Oblatenteller und eine Kommunionskanne aus Zinn, eine blecherne Oblatenschachtel, einen Klingelbeutel, den Tauftisch mit zinnernen Leuchtern und weißem Behang, einen blauen Merino-Umhang über Kanzel, Altar und Lesepult, Überzüge dazu und das Buch „Der letzte Wille Friedrich Wilhelms II.“. Im Lagerbuch der Kirchengemeinde ist das Inventarium wie folgt gelistet (1870): ein Tauftisch mit Becken und Behang, ein neues Taufbecken aus polierter Bronze (ein Geschenk der Frau Döring), eine Glocke im Turm (etwa drei Zentner schwer). Ein neuer Altar wurde 1965 angeschafft und vom Tischlermeister Kaiser in Rottstock für 150 Mark geliefert.